Die Breitbandinitiative von Telekom und Landkreis Rottweil ist beendet. Alle Gemeinden im Landreis Rottweil werden von der Telekom mit schnellem Internet versorgt.
Aber ist diese Breitbandinitiative wirklich eine Erfolgsgeschichte, so wie sie uns von den Lokalpolitikern verkauft wird?
Der Landkreis Rottweil ist einer von wenigen Landkreisen in Baden-Württemberg, die sich für einen Ausbau mit der Telekom als Partner und für die VDSL Vectoringtechnologie entschieden haben.
Der Landkreis war im Zugzwang. Die Nachbarlandkreise basteln schon seit mehreren Jahren an einem kreisweiten Glasfasernetz. Der Landkreis Rottweil befand sich, was den Breitbandausbau betrifft, in einem Dornröschenschlaf. Um nicht komplett abgehängt zu werden, musste eine schnelle Lösung her. Diese Lösung war die Telekom mit ihrer Vectoringtechnologie. Aber wie der Volksmund schon immer sagte: „Schnell und fein, kann niemals sein“.
Die Vectoringtechnologie ermöglicht in der momentanen Ausbaustufe Geschwindigkeiten von bis zu 100MBit/s. Wichtig sind bei dieser Aussage die Wörter „bis zu“. Denn daran liegt der sprichwörtliche Haken.
Vectoring ist eine unzuverlässige und fehleranfällige Technologie, die nicht zukunftsfähig ist. Die wenigsten Kunden erhalten die versprochenen 100MBit/s. Die verfügbare Datenrate sinkt mit steigender Entfernung von den Technikkästen der Telekom. Die maroden, teilweise über 60 Jahre alten Telefonleitungen, verschärften diese Problematik noch zusätzlich.
Selbst auf kurzen Leitungen haben Vectoringkunden oftmals mit massiven Stabilitätsproblemen und Ausfällen zu rechnen. Ausfälle, die für ein Unternehmen, welches auf eine stabile Internetverbindung angewiesen ist, nicht akzeptabel sind. Erst jüngst hat ein Unternehmen im Zollernalbkreis bekannt gegeben, seinen Standort von einem „Kupferinternetgebiet“ in ein „Glasfaserinternetgebiet“ zu verlegen.
Die Telekom kennt diese Probleme, hängt sie aber nicht an den großen Nagel. Laut AGB sichert die Telekom eine Verfügbarkeit von 98% zu. Pro Tag ist also ein Ausfall von knapp einer halben Stunde zulässig. Dumm nur, wenn dieser Ausfall während der TV Primetime auftritt.
Das von der Telekom hochgepriesene Supervectoring, eine weitere Ausbaustufe des jetzigen Vectorings, wird zukünftig auch nur für einen Bruchteil der Bevölkerung verfügbar sein. Nach 250 Meter Leitungslänge verpufft der Supervectoring-Effekt. Auf den maroden Telefonleitungen wird Supervectoring wohl kaum betrieben werden können und wenn, dann nur in extrem kurzer Entfernung zur Telekomtechnik. Überirdische, also auf Telefonmasten verlegte Telefonleitungen sind jetzt schon kaum Vectoringfähig. Die Leitungen wirken für Störeinstrahlungen wie Antennen, so dass Ausfälle an der Tagesordnung sind. Supervectoring an überirdischen Leitungen? Wir werden dann sehen.
Aber auch hier gilt: You get what you pay for. Der Landkreis hat für eine fehleranfällige unzuverlässige Technologie bezahlt und diese auch bekommen. Der Telekom kann hier keinen Vorwurf gemacht werden. Diese hat ihren Teil des Vertrags erfüllt.
Und wie sieht es mit zukünftigen Subventionen zum weiteren Breitbandausbau aus? Diese Frage wurde bereits schon von jemand anderem gestellt. Vom Ausbau her sind wir jetzt in einer Situation, die am besten so ausgedrückt werden kann. „Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“.
Die nächste Frage die sich stellt. Wie geht der Ausbau weiter? Es ist kein Geheimnis und natürlich auch eine unternehmerische Entscheidung der Telekom, dass das Netz überwiegend dort ausgebaut wird, wo sich die Telekom einer Konkurrenz gegenübersieht. In ihren „Platzhirschgebieten“ baut die Telekom nur sehr zögerlich aus und wenn, dann oftmals nur mit massiven Subventionen. So konnte man es zumindest beim Breitbandausbau im Landkreis Rottweil beobachten.
In anderen Landkreisen, die auf ein eigenes Glasfasernetz setzen, baut die Telekom meistens ohne Subventionen aus. Natürlich aus Angst, ihr könnten dort die Felle davon schwimmen.
Nüchtern betrachtet, hat die Entscheidung zugunsten von Vectoring den Landkreis auf ein Abstellgleis geführt, von dem wir nur mit einem immensen Kostenaufwand in dreistelliger Millionenhöhe wieder herabrollen können.