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Published: 05. Jan. 2017

Warum die Breitbandoffensive des Landkreises Rottweil mit der Telekom keine Zukunft hat

„Die Breitbandoffensive des Landkreises Rottweil mit dem Partner Telekom läuft auf Hochtouren“. Genau so, oder so ähnlich, lesen sich die Schlagzeilen in den Tagespressen des Landkreises.

Die Breitbandoffensive lindert sicherlich die größte Not in den bisher unterversorgten Gemeinden, aber zukunftsträchtig ist dieses Modell auf keinen Fall. Damit die Telekom den Landkreis Rottweil flächendeckend mit schnellem Internet versorgt, beteiligt sich der Landkreis Rottweil mit einer Summe von 11,8 Millionen Euro an diesem Ausbau.

Diesen Betrag benötigt die Telekom, damit auch die Gemeinden im Landkreis Rottweil mit schnellem Internet versorgt werden, in denen sich ein Ausbau für die Telekom finanziell nicht lohnt. Bei diesem geförderten Ausbau spricht man auch von einem Deckungslückenmodell.

Durch dieses Deckungslückenmodell gibt es im Landkreis Rottweil zwei Ausbauklassen bzw. zwei Internet Geschwindigkeitsklassen.

Ausbaugebiete, in denen die Telekom auf die Subvention durch den Landkreis verzichtet, darf die Telekom mit einer Geschwindigkeit von 100MBit/s ausbauen, da die Telekom in diesen Gebieten die Vectoring-Technologie einsetzen darf. Die Vectoring-Technologie ermöglicht eine weitere Steigerung gegenüber dem bisherigen VDSL Ausbau

Vectoringverbot in Fördergebieten

Andere Ausbaugebiete, in denen die Telekom hingegen auf die Subvention durch den Landkreis zurückgreift, werden mit einer Geschwindigkeit von lediglich 50MBit/s ausgebaut, da die Telekom in diesen Gebieten die Vectoring-Technologie aus regulatorischen Gründen nicht einsetzen darf.

Es stellt sich nun die Frage, wie die Telekom entscheidet, ob sich der Ausbau auf eigene Kosten lohnt, bzw. wo sich der Ausbau nicht lohnt und die Telekom für den Ausbau die Subventionen vom Landkreis verwendet?

Ungeförderter Telekomausbau nur in Konkurrenzgebieten

Generell kristallisiert sich heraus, dass sich der Ausbau für die Telekom immer dann zu lohnen scheint, wenn die Telekom einer Konkurrenzsituation durch andere Netzbetreiber gegenübersteht. So werden z.B. Gebiete, in denen Unitiymedia präsent ist, von der Telekom fast immer auf eigene Kosten ausgebaut.

Ein Ausbau von Gebieten, in denen keine Konkurrenz für die Telekom vorhanden ist, scheint sich fast nie zu lohnen und die Telekom greift dort auf die Subventionen des Landkreises zurück.

So versorgt die Telekom z.B. den „Dietinger Wasen“, ein reines Wohngebiet, mit 100MBit/s, also mit der Vectoring Technologie. Im „Dietinger Wasen“ agiert auch Unitymedia und bietet Internetdienste über deren Kabelnetz an. Ebenso wird der Dunninger Teilort Lackendorf mit 100MBit/s versorgt. Auch dort können die Einwohner zwischen Telekom und Unitymedia wählen.

Gebiete ohne Telekomkonkurrenz haben das Nachsehen

Für die Gemeinde Fluorn-Winzeln sowie für den Schramberger Teilort Waldmössingen, Ortschaften mit Gewerbe und Industrie, jedoch ohne Unitymediapräsenz, ist lediglich ein Ausbau mit 50MBit/s geplant (Stand 7.8.2017 laut Telekom).

Das Handeln der Telekom ist hier keinesfalls verwerflich. Die Entscheidungen werden aus rein unternehmerischen Gesichtspunkten getroffen. Oder anders gesagt, Konkurrenz belebt das Geschäft und dort wo keine Konkurrenz ist, schläft das Geschäft ein.

Aber wo geht die Breitbandreise im Landkreis Rottweil zukünftig hin? Werden die Gemeinden, in denen die Telekom einer Konkurrenz gegenübersteht, immer moderner und immer schneller ausgebaut. Und zwar ohne, dass die Gemeinden sich finanziell daran beteiligen müssen? Müssen Gemeinden, in denen die Telekom keine Konkurrenz hat, dann mit sehr viel Geld den weiteren Ausbau selbst bezahlen?

Der Landkreis steuert also auf eine Zweiklassengesellschaft zu.

Aufgrund von mangelnder Konkurrenz für die Telekom wird es aber auch Gemeinden im Landkreis geben, in denen höchstwahrscheinlich ohne weitere Subventionen kein weiterer Ausbau durch die Telekom mehr stattfinden wird.

Fazit

Die Ausbauplanungen des Landkreises und der Gemeinden dürfen jetzt auf keinen Fall aufhören, sondern müssen jetzt erst recht beginnen.

Für die Telekom muss dringend eine weitere Konkurrenzsituation geschaffen werden. Nur so lässt sich zukünftig eine Zweiklassengesellschaft vermeiden. Am besten durch den Aufbau eines kreisweiten Glasfasernetzes und die Versorgung der einzelnen Gebäude mit Glasfaser (FTTH). So wie es die Landkreise Freudenstadt und Schwarzwald-Baar jetzt schon tun.

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